GESCHICHTE

WIE ALLES BEGANN

Aber noch immer wurde Fußballsport, zumindest in Queichheim, nicht anerkannt. Abfällige und spöttische Bemerkungen waren nicht selten, und in der Schule war das Fußballspiel als rauher Sport verpönt. Der Spielbetrieb wurde auf dem Platz „auf dem Ebenberg“ fortgesetzt, bis im Jahre 1922 durch Anpachtung mehrerer Äcker an der Hauptstraße, westlich des St. Elisabethenstifts von den Grundbesitzern Ludwig Trauth und K. Loran der Verein seinen Spielbetrieb innerhalb des Ortsbereichs verlegen konnte. Hiernach gab es auch die ersten Platzeinnahmen, die der Verein so bitter nötig hatte.

Zur Mannschaft stießen in den folgenden Jahren immer mehr junge Männer die es verstanden gut Fußball zu spielen. Nur die Jugend konnte nicht zum Zuge kommen. Grund hierfür war hauptsächlich die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung, wobei sogar der Verein in mehr oder weniger versteckter Weise bekämpft wurde. Für den Verein war dies eine schwere Zeit, für die Mitglieder eine Zeit der Bewährung. Im Jahr 1922 Jahr wurde auch ein Pflichttraining der I. Mannschaft eingeführt, bei dem jeder Spieler „im Dreß“ auf dem Platze anzutreten hatte. Neben dem eigentlichen Fußballsport beteiligten sich die Mitglieder auch an leichtathletischen Wettkämpfen. Daher bestand zwischen dem 1892 gegründeten Turnverein und dem FVQu ein ständiger Wettstreit – wobei sich dieser leider nicht immer auf leichtathletische Kämpfe beschränkte. Dieses und das weiterhin nicht optimale Sportgelände führten 1925 zu einer schweren Krise. In einer Ausschußsitzung wurde darüber abgestimmt, ob der FVQu weiterbestehen solle. Ein einstimmiger Beschluß des Ausschusses unter Vorsitz des damaligen 1. Vorsitzenden Jakob Anton, mobilisierte wieder die Kräfte und mehr und mehr wurde der FVQu eine verschworene Gemeinschaft. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal ein Trikot angeschafft: Schwarz mit weißem Brustring und weißem Kragen sowie schwarze Stulpen mit zwei schmalen weißen Ringen. Natürlich ging dies nur mit finanzieller Beteiligung der Spieler. Übrigens, einer der ersten Schiedsrichter des Vereins war Johann Ehrhard. Er kam aus Waldhambach und mußte sehr oft diesen Weg zu Fuß gehen. Auch das Gründungsmitglied Bernhard Seither schiedsrichterte in diesen Jahren oft im Auftrag des FVQu. Der Fußballverein wurde bekannt und beliebt und verstand es, sehenswerte Spiele auszutragen, wobei die Spiele gegen Insheims Fußballer einer besonderer Erwähnung wert sein dürften. Die Spiele dieser Zeit sind auch heute bei den „Alten“ des FVQu noch nicht vergessen, wie die Chronisten in den Gesprächen mit dem letzten Gründungsmitglied Bernhard Seither kurz vor seinem Tod am 9. April 1993 noch erfahren konnten.

Im Jahre 1925/26 erkämpfte sich die Mannschaft des FVQu die Meisterschaft und schaffte dadurch den Aufstieg in die nächsthöhere Klasse. Trotzdem zeigte sich die Bevölkerung gegenüber dem Verein weiterhin reserviert. In dieser Zeit bildeten sich rund um Landau bis hin zur französischen Grenze zahlreiche Fußballvereine und beteiligten sich am Sportgeschehen. Doch für den FVQu gab es erneut einen schweren Rückschlag. Die Pachtzinsen für die Grundstücke, auf denen der Fußballplatz angelegt war, waren nicht bezahlt worden und der Eigentümer machte nicht viel Federlesens und ließ den Platz einfach umpflügen. Der Verein stand wieder ohne Sportplatz da. Verstärkt bemühte sich die Vorstandschaft um ein geeignetes Gelände. Aber auch die politisch Verantwortlichen waren hellhörig geworden. Dank des damaligen Bürgermeisters Johannes Kopp, wurden dem FVQu Parzellen westlich der Queichheimer Turnhalle zur Verfügung gestellt, um einen Fußballplatz errichten zu können. Die Mitglieder bemühten sich nun, auf diesem Gelände einen Fußballplatz zu schaffen. Am Anfang sah es dort trostlos aus. Mit Wasser angefüllte Löcher und Gräben durchzogen das Gelände. Mannshohes Unkraut wuchs und überall steckten Baumstümpfe im Boden. In mühseliger Arbeit wurde das Gelände mit allem aufzutreibenden Schutt aufgefüllt.

Die Gastwirte Dietrich (Alte Hintergasse) und Geilert (Hauptstraße) stellten oftmals ihre schweren Pferde zur Verfügung und nachdem der Platz Gestalt angenommen hatte, fuhren sie auch noch Grund und Sand herbei. Ab dem Jahre 1928 konnte der Platz bespielt werden und seit dieser Zeit ist der Verein auf diesem Gelände zu Hause, auch wenn dies heute einigen Anwohnern ein Dorn im Auge ist. Freilich wurde noch von Süd nach Nord gespielt und der Platz war nur so lang wie er heute breit ist. Später wurde dann auch das weiter angrenzende Gelände dem Verein überlassen und die Arbeit begann wieder von vorn. In hunderten von freiwilligen Arbeitsstunden und später durch Einsatz des freiwilligen Arbeitsdienstes entstand ein den Vorschriften entsprechender Sportplatz, der noch im Jahre 1932 eingeweiht werden konnte und auf dem seither von Ost nach West gespielt wird. Es würde den Rahmen dieses Rückblicks sprengen, wenn alle Helfer für dieses Werk hier aufgeführt würden. Stellvertretend für alle sollen neben Friedrich Heim, der zahllose Arbeitsstunden für den Verein leistete, die unermüdlichen Helfer Jakob Braun, Viktor Franz, Ludwig Lallmann und das heutige Ehrenmitglied Robert Weyland erwähnt werden. Letzterer war während seiner Arbeitslosigkeit stets und ständig bei den Arbeiten dabei und hielt auch späterhin dem Verein als Platzwart und Sanitäter über Jahrzehnte hinweg die Treue. Er war auch derjenige, der nach Vollendung des Platzes stolz die schwarzweiße Vereinsfahne hißte.

Trotz des fehlenden Sportgeländes konnte im Jahre 1925 erstmals auch eine Schar Jugendlicher zu einer Jugendmannschaft zusammengestellt werden und der Verein fand in seinem späteren Ehrenmitglied Ludwig Gerach den Mann, der sich mit diesen echten „Quäächemer Buwe“ in der rechten Art beschäftigte und sie väterlich betreute. Diese Buben, fast alle aus dem Jahrgang 1911, bildeten das Rückgrat des Vereins. Mit einem Schlag waren die Nachwuchssorgen der Anfangsjahre behoben. Natürlich war auch hier der Anfang nicht leicht. So verlor die Mannschaft mit den Spielern Emil Blank, Jakob Brand, Philipp Edinger, Erich Freyhof, Hans Hörner, Willi Linsenmaier, Karl Moock, Johann Pfalzer, Otto Pfalzer I, Otto Pfalzer II und Ludwig Spies ihr erstes Spiel gegen die Jugendmannschaft des VfR Landau mit 0:7 Toren. Nachdem jedoch der Sportplatz an der Turnhalle bespielbar war und diese Mannschaft über Jahre hinweg dort zusammen spielte, blieben auch die Erfolge nicht aus. Im Jahre 1928 schaffte die I. Mannschaft erneut die Meisterschaft in der B-Klasse und in den Aufstiegsspielen gegen Rülzheim und Edesheim sogar den Aufstieg in die A-Klasse Südpfalz. Dort konnte sie allerdings noch nicht bestehen und war 1929 wieder zum Abstieg verurteilt.

In der B-Klasse konnte der Verein aber dann mit seiner schlagkräftigen Mannschaft eine führende Rolle einnehmen und Anfang der 30er Jahre dreimal hintereinander die Meisterschaft erringen. Damit begann der Aufschwung des Fußballsports in Queichheim! Im Jahre 1933/34 gelang dann der große Durchbruch und die 1. Mannschaft spielte in der Folgezeit für ihren FVQu in der neu errichteten Kreisklasse I. Die „Queichheimer Frösche“, nun weithin bekannt und beliebt, wurden als Gegner gefürchtet und hoch geachtet. Kein Verein in der Größe der FVQu hatte seinerzeit einen besser eingespielten Sturm, mit Ludwig Ohmer, dem jungen Hans Linsenmaier, der damals mit 16 Jahren vom Verband auf Bitten des Vorstandes in der 1. Mannschaft spielen durfte, dessen Bruder Willi, Hans Hörner und Karl Brand. Dazu kamen die Spieler wie: Hermann Brand, Willi Enzian, Alois Franz, Hans Letzelter, Hermann Mayer, Josef Münch, Otto Pfalzer I, Ferdinand Walter und Karl Wittner. In der großen Zeit des FVQu spielten die Queichheimer gegen Vereine wie Herxheim, Bellheim und Landau. Nach der 1937 erfolgten Eingemeindung von Queichheim zur Stadt Landau stellte der FVQu bis zu sechs Spielern in der Stadtauswahlmannschaft, wobei diese im Dreß des FVQu spielte. Selbst in der Südpfalzauswahl war der Verein damals mit zwei Spielern vertreten. In diesen Jahren gab es unter Mitgliedern und Spielern eine nicht vorstellbare Begeisterung für den Fußballsport in Queichheim – und auch die Bevölkerung stand erstmals hinter „ihrem FVQu“. Die Kameradschaft feierte Triumphe! Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß zu dieser Kameradschaft auch eine Frau beitrug, die neben ihrem Manne durch ihr stilles und mütterliches Wirken dem Wohle des Vereins mehr diente, als dies nach außen sichtbar werden konnte: Maria Heim, die Frau von Friedrich Heim.

So wie Friedrich Heim die Seele, war Maria Heim die Mutter des Vereins. Beiden war für die Fußballbuben keine Arbeit zuviel und kein Opfer zu groß. Es wird wohl wenige Menschen geben, die in so selbstloser Weise über Jahrzehnte hinweg für das Wohl eines Vereins eingetreten sind. Infolge der veränderten Verhältnisse während des Dritten Reiches beschloß die Mitgliederversammlung am 14.4.1935 eine neue Satzung die den Richtlinien des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen entsprach. Trotz der heranziehenden Kriegswirren wurde in Queichheim weiter Fußball gespielt, zumal der Verein durch die Tatsache, daß Landau 1936 wieder Garnisionsstadt wurde, spielerischen Nutzen durch die Spieler Herbert Hesselbarth, Werner Klüppelbeg, Hans Reitenspieß und Michael Zöltsch ziehen konnte. Die Queichheimer Mannschaft war für alle Fußballfreunde der engeren und weiteren Umgebung ein Begriff. Im Jahre 1938 wurde die Gaststätte „Zur Einigkeit“ endgültig Vereinslokal, nachdem der Vereinsführer, wie der Vorsitzende sich damals zu nennen hatte, auch Vereinswirt geworden war. Und auch damals hatte der Verein bereits seine Gebrüder Linsenmaier, wie dies später noch mal der Fall sein sollte. Hans und Willi Linsenmaier waren allen Vereinen in der Pfalz bekannt. Hans Linsenmaier galt als vielversprechendes Talent. Er war ein Fußballgenie und hätte, wenn er nicht ein Opfer des Krieges geworden wäre, bestimmt den Weg „nach Oben“ gefunden.

Der Krieg aber ließ so viele hochfliegenden Pläne zerrinnen. Die ersten Gefallenen des Vereins: Fritz Eberle, Willi Enzian und Hans Linsenmaier, zeigten schwere Schicksalsschläge auch für den FVQu an. Das letzte Spiel des inzwischen sieggewohnten Fußballvereins während des Krieges wurde im Oktober 1940 gegen Bellheim ausgetragen. Danach ruhte der Spielbetrieb bis nach Kriegsende.